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Gedenken an Dr. Margarethe Bothe

Neu gestaltete Grabplatte (FA Eimann) - Stadtfriedhof Merseburg
Neu gestaltete Grabplatte (FA Eimann) - Stadtfriedhof Merseburg

 

Bisher stand auf dem Grabstein nur „hingerichtet“ und das Todesdatum 12.4.1945. Wer aber kennt Dr. Margarete Bothe? Selbst in der Verwandtschaft wurde ihr Name über viele Jahrzehnte totgeschwiegen. Erst vor ca. 15 Jahren begann ein entfernter Neffe - Wulf Bothe - die Geschehnisse von Anfang 1945 zu erforschen und zu rekonstruieren, die zur Erschießung von 52 Häftlingen aus den Leipziger Gefängnissen führten, darunter seine entfernte Tante Dr. Margarete Bothe mit gerade mal 30 Jahren.

 

Am 2.5.1945 wurden Margarete und die anderen Ermordeten durch US-Soldaten aus dem Bombentrichter in Leipzig Lindenthal exhumiert, wo sie von der Gestapo verscharrt worden waren. An dieser Stelle befindet sich heute eine Gedenkstätte. Von einer Freundin identifiziert, kam der Leichnam von Margarete als Urne nach Merseburg. Dort fand sie Anfang 1946 zwischen ihren Großeltern Bithorn auf dem Merseburger Stadtfriedhof ihre letzte Ruhestätte.

 

Nun wäre diese Grabstätte aber schon lange abgelaufen und vergessen, wenn sich nicht die Frauengruppe des DFD (Demokratischer Frauenbund Deutschlands) mehr als 40 Jahren darum gekümmert hätte. Nach 1989 übernahmen Mitglieder des Altstadtvereins auf eigene Kosten die Grabpflege.

 

Angeregt durch die Geschichtswerkstatt Merseburg-Saalekreis e.V. und in Abstimmung mit noch lebenden Verwandten wurde nun die Inschrift auf der Grabplatte um den o.g. Satz ergänzt.

Er stammt aus einem letzten Brief Margaretes aus dem Gestapo-Gefängnis an ihre Eltern. Die Arbeiten wurden kurzfristig von der Steinmetzfirma Eimann ausgeführt, die den Sein bereits im letzten Jahr gereinigt und nun die Schrift auf eigene Kosten aufgefrischt hat. Auf oder neben der Platte soll ein QR-Code angebracht werden, der zur > Wikipedia-Seite führt. Dies Bedarf aber noch der Genehmigung der Friedhofsverwaltung.

 

Eigentlich sollte die Grabstätte den Status eines Ehrengrabes erhalten, wie in anderen Städten üblich. Bisher gibt es in Merseburg aber nur militärische Ehrengräber, wozu die Stadt gesetzlich verpflichtet ist. Die Einrichtung von zivilen Ehrengräbern wäre eine freiwillige Aufgabe, die satzungsmäßig verankert sein müsste. Ein entsprechender Vorschlag liegt auf dem Tisch und wird hoffentlich in der Nach-Corona-Zeit im Stadtrat beraten und beschlossen (oder schon eher?)

Dies muss nicht einmal mit Kosten für die Stadt verbunden sein. Bisher kümmern sich bereits einzelne Bürger, Vereine und auch die evangelische Friedhofsverwaltung selbst um die Gräber von verdienstvollen Merseburger Persönlichkeiten, allerdings ohne Anerkennung durch die Stadt. Dies sollte behoben werden, wie auch andere „systemrelevante“ Tätigkeiten momentan mehr Aufmerksamkeit erlangen.

  

Dietmar Eißner


Datum: 09.04.2020

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