Geschichtswerkstatt Merseburg
Aktuelles

Aktuelles

Zeitzeugin Isabella Batsheva Dagan beendet Besuch in Sachsen-Anhalt

In Magdeburg stellt Frau Dagan ihre Familie und ihr persönliches Schicksal vor
In Magdeburg stellt Frau Dagan ihre Familie und ihr persönliches Schicksal vor

In dieser Woche war die Überlebende von Auschwitz, Ravensbrück und der Zwangsarbeit in Malchow (Mecklenburg-Vorpommern) zu Gast in Sachsen-Anhalt. Der Trägerverein des Mehrgenerationenhauses Merseburg hatte zur Finanzierung der Reise den Antrag bei der Stiftung EVZ in Berlin gestellt. 

Batsheva Dagan stammt aus einer polnisch-jüdischen Familie und lebte zunächst unter ihrem alten Namen in Lodz. Nach dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges flüchtet die Familie vor den Deutschen und landet in Radom, welches jedoch 1941 besetzt wird, woraufhin die Rubinsteins in das örtliche Ghetto umgesiedelt werden. Der jungen Isabella Rubenstein gelingt es, aus Radom zu fliehen und sich mit Hilfe gefälschter Papiere und ihres „arischen Aussehens“ nach Deutschland durchzuschlagen.  Ihre Familie verliert sie dabei aus den Augen, die Eltern und ihre Schwestern kommen zur gleichen Zeit ums Leben. Durch einen Hinweis aus Polen gelingt es der Gestapo die junge Jüdin in Schwerin zu verhaften. Für sie ist das der Beginn einer harten und langen Reise, die schlussendlich in Auschwitz endet. Dort muss sie als Arbeiterin im Konzentrationslager schuften und sammelt Erfahrungen, die sie Jahre nach Kriegsende in literarischer Form aufarbeiten wird.  Auf einem der berüchtigten Todesmärsche gelangt Batsheva Dagan zurück nach Deutschland, bis schließlich sowjetische Truppen die inzwischen Neunzehnjährige nach mehr als fünf Jahren Haft befreien. In Israel beginnt die Frau ein neues Leben, gründet eine Familie und lässt sich den hebräischen Namen geben, den sie noch heute trägt. Batsheva Dagan engagiert sich in hohem Maß im Holocaust-Gedenken und steuerte zahlreiche erfolgreiche Gedichte und Bücher zur Erinnerungskultur bei. Besonders ihr Kinderbuch „Chika, die Hündin im Ghetto“ hat die Psychologin bekannt gemacht. Ihr Einsatz wurde in Schwerin mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes gewürdigt.

 

Während des Besuches war Sie Gesprächspartnerin in verschiedenen Schulen des Landes (u.a. in Halberstadt, Gommern und Wolmirstedt) und diskutierte auf einem Fachtag in Magdeburg mit pädagogischem Personal über die didaktischen Möglichkeiten, bereits mit Kindern über die Shoah - den Holocaust zu sprechen. Mit Ihrem bekannten Buch "Chika, die Hündin im Ghetto" (wurde auch trickverfilmt) gab sie diesen ein gutes Instrument in die Hand, diese pädagogischen Prozesse zu ermöglichen. Besonders die Kinder waren beim Besuch ihre gewünschten Gespächspartner. Sie dankten es ihr mit großer Offenheit in den Dialogen und bei den Fragerunden von beiden Seiten. Die Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt hatte als Arbeitsgrundlage das Kinderbuch (auch für Erwachsene) neu aufgelegt. Infos dazu auf der Website der Landeszentrale. Shalom Batsheva!

 


Datum: 21.10.2017

In unsere Arbeit kooperieren wir mit:

Der Geschichtswerkstatt Merseburg-Saalekreis e.V. kooperiert mit